Neulich: Die Ritze im Kosmos
Lichterspiele an den Wänden, Teppichboden und kosmische Töne verleiten Menschen anscheinend zum Kuscheln. So jedenfalls kam es mir neulich im Kosmos vor. Was auf den ersten Blick eine Sitzlandschaft schien, wandelte sich nach ein Paar Gläsern Wein oder Bier in eine Liegewiese.
Im Dämmerlicht fühlen sich viele wie zu Hause. Man beginnt sich zu entspannen und lässt los. Vom Gehen ins Stehen und dann schliesslich vom Sitzen ins Liegen. So auch im Kosmos. Im hinteren Teil des Kulturhauses befinden sich ein paar Sofas, Tischchen und viele Kissen.
Die schweren Sofakissen schlucken die Bier trinkenden Besucher fast. Ganz klein sieht man auf den Polstern aus. Und wahrscheinlich fühlt man sich auch irgendwie ein bisschen unsichtbar. Sicherlich auch aufgehoben. Wie in den Armen eines grossen und schweren Sumoringers - kann ich mir vorstellen.
Der Kosmos ist zum Kuscheln da
Eingekuschelt und fast verschluckt sitzt man also da, lauscht den Tönen des DJs, nippt an seinem Getränk und lässt sich treiben. Immer tiefer ins Sofa hinein oder halt eben auf den Schoss des Nachbarn. Zu zweit in der Sofaritze zu verschwinden macht ja auch absolut Sinn, schliesslich wird es dann noch kuscheliger.
Es ist ja nicht so, dass man, nur weil man tiefer in die Ritze sinkt, gleich ganz unsichtbar wird. Wohlgemerkt. Zwei Turteltäubchen war das jedoch sichtlich egal. Ob unsichtbar oder nicht, der Kosmos ist zum Kuscheln da. Akrobatische Einlagen, wahrscheinlich eher ungewollt und getränkt in Alkohol ergänzten also das Lichterspiel und sorgten nebst Augenrollern auch für Schmunzler.
Eingelullt, wie unter Wasser
Doch kuschlig ist's nicht nur in der Ritze. Auch der Teppichboden wird langsam zur Liegewiese. Kleine und grössere Gruppen, die zuvor noch brav auf ihren Hockern sassen, haben sich mittlerweile auf dem flauschigen Untergrund ausgebreitet. Liegend, auf dem Rücken oder auf dem Bauch. Bei genauerem Hinhören merke ich, dass sich die Gespräche in diesem Raum in Dutzenden Mikrokosmen aufgesplittet haben.
Jede Gruppe scheint sich auf einem anderen Planeten zu befinden. Wie eingelullt, ob nun vom Lichterspiel, der Musik, dem Alkohol oder der rosaroten Brille, werden die Bewegungen der Besucher auch träger. Nicht plump, mehr so als wären sie unter Wasser, oder eben schwebend. Einzelne rollen auf dem Teppichboden herum, langsam, nicht hektisch, aber sichtlich entspannt.
Ein grosser Raum, gefüllt mit Teppich und Liebe. Entspannung pur und das an einem Freitagabend. Ich muss an dieser Stelle zugeben, dass mich die ganze Atmosphäre auch in den Bann zog. Ich fand mich in einem grossen Kissenhaufen vor dem DJ-Pult wieder. Thronend auf etwa zehn Kissen. Ganz schön bequem. Und ganz schön kuschelig.
Neulich: Unsere Autorin Lea Keller findet, dass die Stimmung eines Ortes mindestens so viel aussagt, wie der Inhalt einer Veranstaltung. Deshalb beobachtet sie als aktiver Teil und schreibt darüber.
Beitragsbild: Steve Marvin by Dominik André.