Frischer Sound mit Ecken und Kanten
Die Veranstalter des Alors Festival träumen schon von tanzenden Menschen und guter Musik. Vom 16.-18. November geht die dritte Ausgabe über die Bühne.
Wir treffen den Alors-Mitveranstalter Rolf Saxer im Kaffe Z, draussen ist es bereits dunkel. Wir trinken Tee und Bier. Wir werfen gleich mal die Frage in den Raum: «Alors, was macht ihr denn in diesem Jahr am Alors?» Fast zeitgleich mit den letzten Worten beginnt er zu erzählen. «Wir zeigen dieses Jahr den Film Eldorado, wir arbeiten mit der autonomen Schule Zürich zusammen und ach ja, nächstes Jahr wird es ein Alors in Bern geben».
Dieses Jahr bieten gleich zwei Locations Festivalbesuchern ein Zuhause. Die Photobastei und der Kauz öffnen ihre Türen im Rahmen des Alors. «Wir entwickeln uns weiter und so auch der Standort des Festivals», erklärt Saxer die Locationwahl. Weiter entwickelt hat sich auch das politische Programm am Alors.
Die Autonome Schule Zürich tanzt mit
Die Autonome Schule Zürich (ASZ) ist dieses Jahr mit von der Partie. «Letztes Jahr haben viele Menschen die autonome Schule durch das Alors kennengelernt», erklärt Malek, Verantwortlicher der ASZ, der eben zur Runde gestossen ist. «Mit diesem Projekt wollen wir Leute erreichen, die wir sonst nicht erreichen», führt er weiter aus. Die Verbindung zwischen dem Alors und der ASZ soll Raum für interessante Gespräche bieten und auf Missstände aufmerksam machen.
«Wir versuchen alles miteinander zu verschränken» erklärt Saxer. «Man erreicht mehr Leute mit einer Party als mit einem Vortrag. Wir sind keine Politprofis oder Lobbyisten. Wir machen das aus dem Bauchgefühl raus.» Die ASZ bekommt zudem den finanziellen Ertrag des Festivals, falls es einen gibt. «Und wenn es keinen Ertrag gibt, dann gibt es wenigstens Aufmerksamkeit», fügt Saxer schmunzelnd hinzu.
Alors für alle
Tanzen bringt Leute zusammen, da sind sich die Initianten vom Alors und Malek von der ASZ einig. Es soll alles mit einer gewissen Selbstverständlichkeit passieren, wünscht sich Saxer. Ein Geheimrezept dafür gäbe nicht. Der Clou am Festival sei, dass jeder eine andere Vorstellung davon habe. «Durch diese Diversität entstehen das Gesamtbild und der Nenner, aus dem der Mix der Musikkultur entsteht». Er sieht das Festival nicht als fertiges Produkt: «Es ist eher eine rollende Planung».
Ein Ort für Entdecker
«Das Alors bringt ein gemischtes Publikum an Alter, Herkunft und Geschlecht zusammen. Die einen kommen nur zum Party machen, die andern haben ein Bewusstsein, spüren den Vibe, das Publikum ist so vielfältig wie das Programm», sagt Saxer. Die unterschiedlichen Haltungen zur Vielfalt prägen das Alors sowie auch die diesjährigen Acts. Es stehen weniger grosse Namen im Vergleich zum ersten Mal auf dem Programm.
Mehr Geheimtipps und viele lokale Acts. «Es ist immer ein Mix aus musikalischer Qualität, Verfügbarkeit und Reichweite», erklärt Saxer die Zusammenstellung des Programms. «Das Alors ist ein Festival wo man hingehen kann um Dinge zu entdecken.» Am liebsten hätte er, wenn sich die Besucher einfach einen Festivalpass kaufen und gar nicht gucken, wer wann spielt. «Klar, einen Hype Faktor gibt es immer da wir frischen Sound spielen. Der soll aber immer Ecken und Kanten haben.» Dass zum Beispiel DJ Marcelle im Kauz spielt, findet er gewagt. «Das ist eine Herausforderung für manche Leute».
Per Punktesystem zum Line up
Die Liebe zur Musik ist der Grundgedanke am Alors. Alle im Team haben Acts für das Line Up vorgeschlagen. Das Programm ist somit eine Gemeinschaftsarbeit. «Man konnte Punkte an die Acts innerhalb des Teams verteilen und die mit den meisten haben wir angefragt. Auf diesem Weg hat sich dann das Line-up herauskristallisiert», schildert Saxer den Booking-Prozess.
Interessanterweise hat er selbst all seine Punkte an fremde Vorschläge verteilt: «Ich fand die so gut». Typisch Schweizerisch dieses Abstimmen. Und zugleich ein Mikrokompromiss an einem Festival, wo künstlerische Kompromisslosigkeit im Vordergrund steht. «Ich kenne kein vergleichbares Festival in Zürich. Das Alors ist deshalb absolut notwendig für die Stadt.» sagt Saxer voller Überzeugung.
Das Alors träumt
Nicht nur in Zürich ist das Alors absolut notwendig. «Wir wollen nächstes Jahr nach Bern expandieren», kündet Saxer die Big News an. Sein Traum wäre es, das gleiche auch in der französischsprachigen Schweiz zu organisieren. Das sei jedoch ein Traum und eine Vision und brauche alles Arbeit. «One step at a time, wir haben keinen Masterplan um dies aufzuziehen.» Träumen könne man aber immer. Und genau so wie Saxer träumt, sollen es auch die Besucher des Alors für ein Wochenende. Träumen und Tanzen.
Beitragsbild: DJ Marcelle by Press
Das ganze Line-up des Alors ist hier zu finden.