«Ich war nicht mehr ich selbst»

HOVE, Light of Other Days Von Dominik André am

Marc Hofweber erzählt, weshalb er sich den neuen Künstlernamen Hove zugelegt hat und wieso er ein Label gründen musste, um zu sich selbst zu finden.

Jeder hat seine eigenen Herangehensweisen, Ziele und handelt nach einer gewissen Philosophie. Dem Pfad der eigenen Vorstellung zu folgen und diese konsequent umzusetzen, bedeutet sich selbst gut zu kennen. Bei der Musik hat man das Gefühl, werden Grundwerte oft vergessen oder missachtet, aus Gründen, die sehr naheliegend sind; persönlicher Erfolg, Einfluss und Geld.

Ist mit neuem Alias unterwegs: Marc Hofweber aka Hove.

Im Namen der Sache selbst zu handeln ist nicht immer einfach. Verlockungen warten an jeder Ecke. Trotzdem geben unzählige Beispiele denjenigen recht, welche sich ihrer Leidenschaft versprochen haben und durch Treue der eigenen Werte die Anerkennung für ihr Schaffen bekommen.

Eine Partnerschaft aus Musikern, die diese Grundgedanken verkörpert, nennt sich Light of Other Days. 2014 in Zürich gegründet, ist das Label inzwischen ein beachtetes und geschätztes Plattenlabel.

Mit dem Labelkopf Marc Hofweber habe ich mich zum Kaffee getroffen, um mit ihm über seine laufenden Projekte zu sprechen. Als Hove startete er auf Light of Other Days sein Soloprojekt, das von der hiesigen Hörerschaft mit viel Applaus aufgenommen wurde. Hove ist jedoch alles andere als ein Musikneuling. In diversen Bands kam er bereits weit herum und als Teil der Round Table Knights tourte er gar um die Welt.

Schön hast du die Zeit gefunden! Man kann ja bereits viel zu deiner Person lesen und oftmals wird schnell die Brücke zu den Round Table Knights geschlagen. Wenn es dir nichts ausmacht, gehen wir heute nicht zu sehr darauf ein. Ausser du möchtest davon erzählen?

Hove: Das ist eigentlich auch gut. Es ist für mich aber kein Problem darüber zu sprechen. Die Round Table Knights gibt es ja noch, wir fokussieren uns einfach mehr auf die Auftritte. Seit dem Album Journey To Arendal habe ich gemerkt, dass ich den Fokus auf das Hove-Projekt legen möchte. Es hat mich ehrlich gesagt sehr erstaunt, hat es so guten Anklang gefunden. Das hat mir den Schub gegeben weiter zu fahren.

Hast du dich ganz bewusst entschieden ein Soloprojekt zu starten, gab es gar ein Konzept oder stand dies schon länger im Raum?

Hove: Die Idee gibt es eigentlich schon etwas länger, ich wusste aber nie konkret, in welcher Form ich dies umsetzen möchte. Da ich ja lange Zeit in Bands gespielt habe, war ich mir lange nicht sicher, ob es wieder etwas mit Bandcharakter sein soll. Auch ob die Musik überhaupt elektronisch sein wird. Es hat sich dann so herauskristallisiert, als ich vor 4 Jahren nach Zürich kam und ich mich zu fragen begann: Was gefällt mir überhaupt?

Das scheint mir auch eine sehr schwierige Frage, erst recht, wenn man dein musikalisches Schaffen betrachtet. Mit den Bands, in denen du gespielt hast, hast du Musik im Indie-Pop Bereich gemacht. Danach hast du elektronische Musik aufgelegt. - Da findet man schon eine starke Diversität.

Hove: Ja total. Mir ist hier in Zürich wie das Licht aufgegangen, als ich mit Leuten gesprochen habe, welche einen ähnlichen Background haben. Daraus ist dann Light of Other Days entstanden und nun schliesst sich der Kreis für mich wieder. Ich wollte beim Produzieren nicht mehr darüber nachdenken, wo ein Lied hingehört und ob man es nun auflegen kann oder nicht. Dieser Druck, etwas zu produzieren, dass dann alle spielen, hat bei mir eine Blockade ausgelöst. Ich war nicht mehr ich selbst. Und mit diesem Gefäss Light of Other Days konnte ich das ablegen und eine Basis schaffen, auf der alles möglich ist.

Das schätze ich persönlich sehr, wenn sich die Musik nicht mit messen will oder versucht einem Ideal nachzueifern. Ihr habt nun bereits fünf Platten veröffentlicht. Bereits zwei von ETHIMM, eine von dir als Hove und eine von Gray Chalk. Arbeitet ihr inzwischen nach einer gewissen Richtung?

Hove: Bis jetzt hatten wir ein visuelles Konzept mit Plastikhülle mit dem Light of Other Days Schriftzug darauf und individuell bedruckter Kartonkastentasche. Das gab uns visuell eine Richtung mit Wiedererkennungswert. Beim Cover verfolgten wir die Idee, dass der Künstler selbst etwas einbringt, etwas, das ihn für die Musik inspiriert hat. Wir möchten die Aufmachung der Platten jedoch neu angehen und dieses Konzept durch etwas Neues ersetzen.

ETHIMM beispielsweise machen sehr viel mit analogen Instrumenten, ist das so eine Art "Ding" bei euch?

Hove: Eigentlich überhaupt nicht. Auch nicht in Bezug auf Light of Other Days. Dass wir uns nur auf analoge Sounds beschränken oder festlegen, ist überhaupt nicht der Fall. Es ist natürlich so, dass wir uns gegenseitig beeinflussen. Das passiert automatisch in einer Studiopartnerschaft wie wir sie haben. Wenn man bei jemandem sieht, mit was dieser arbeitet und man das auch toll findet, dann braucht man plötzlich einen neuen Sequenzer, neuen Synthesizer oder was auch immer.

Die Zusammenarbeit untereinander und die Studiopartnerschaft erklärt wohl auch, weshalb sich die Releases auf Light of Other Days gut, fast schon perfekt, ergänzen und einem scheinbar klaren Schema folgen.

Hove: Natürlich haben wir auch gemerkt, dass sich die Releases in der Form nahe stehen. Aber es war für uns nie ein Kritikpunkt. Gut möglich, dass sich ein zukünftiges Release nicht mehr gleich einsortieren lässt. Es muss halt einfach ein bisschen vom Spirit passen. Ob es nun aber analog produziert wird, oder ob es sich um einen Clubbanger handelt, ist total offen.

Schauen wir mal auf Zürich, wo du ja inzwischen lebst. Was würdest du sagen, fehlt dir hier im Hinblick auf die Musik und das Nachtleben?

Hove: Ein Ort wie der Salon des Amateurs in Düsseldorf. Die Bar3000 ist das in Zürich ein bisschen. Man müsste aber die Möglichkeit haben, die Musik etwas lauter zu machen, um aus einer Bar- eine Clubatmosphäre zu kreieren. Ich stelle mir einen Ort vor, an dem Leute zusammenkommen wegen der Musik und wo eine offene Kultur gepflegt wird.

Wo man auch mal einfach einen Abend über die Musik sprechen kann..

Hove: Der Golden Pudel Club in Hamburg kommt mir da noch in den Sinn. Ich liebe Orte zum Auflegen, wo man hinkommt und denkt: «Es ist alles möglich.» Ein Ort, wo dir keine Vorgaben gemacht werden. Es gibt es ja oft, dass du in gewissen Clubs nur etwas Bestimmtes spielen kannst, weil die Leute mit einer Erwartungshaltung da sind und der Ort mit bestimmter Musik in Verbindung gebracht wird. Vielleicht gibt es diesen Ort in Zürich ja auch schon, ich weiss es einfach nicht. Wenn man halt selber auflegt, bewegt man sich jeweils an denselben Orten. Einmal im Jahr lande ich schon mal an einer illegalen Party, irgendwo. Beim nächsten Mal gibt es diesen Ort aber schon nicht mehr.


Hove an der Releaseparty der ersten Light of Other Days Platte im Kauz Club.

Da du bereits öffentlich erwähnt hast, dass der Titel deiner EP Journey to Arendal auf den Autoren eines Buches, der aus Arendal kommt, zurückzuführen ist, gehe ich davon aus, dass du selbst gerne liest und deshalb würde mich interessieren, welches Buch du gerade empfehlen kannst.

Hove: Ein Buch, das ich gerade gelesen habe und ich sehr empfehlen kann, heisst Everything Matters! und ist vom amerikanischen Autor Ron Currie Jr..

Wie hat dir eigentlich das Dekmantel Festival gefallen?

Hove: Ah, ich wusste jemand von euch war auch da! Mir gefiel es unglaublich gut. Bin vor allem bei der Selectors Stage hängen geblieben..

Stell dir nun vor du dürftest da das Programm für eine Stage zusammenstellen. Welche Acts müssten da spielen?

Hove: Einer meiner aktuellen Lieblingen ist Huerco S. Der muss unbedingt spielen; wenn möglich ein Ambientset. Für das erste Konzert wünsche ich mir Gaussian Curve. Danach ein Live Set von Kaitlyn Aurelia Smith & Suzanne Ciani. Die Party soll mit einem Wolf Müller DJ-Set starten und von Telephones zu Ende gespielt werden.

Ein solches Line-up dürfte es gerne mal in Zürich geben! Nun würde mich noch interessieren, welche Platte du dir zuletzt gekauft hast?

Hove: Hm... das war wohl Ooze City von Lnrdcroy.  Die ist auf Mood Hut erschienen. Es hat so einen grüner Sticker auf der Hülle. Ich hab es über Bandcamp gekauft. Zählt das auch?

Selbstverständlich!

Hove: Ich bin der totale Bandcamp Fan! (Er durchsucht seine Bandcamp-Seite auf seinem Handy.) Ah hier, die wirklich Letztgekaufte: Tumblers From the Vault von Syrinx. Dieses Reissue kam über mein Lieblingslabel RVNGIntl. aus New York. Die haben viele Neuauflagen, aber auch neue Künstler wie das Technoduo Blondes. Soweit ich weiss sind sie auch irgendwie mit Beats In Space verlinkt.

Sehr spannend, da muss ich mich wohl unbedingt durch den Produktekatalog hören. An dieser Stelle schon mal vielen Dank. Ich freu mich schon sehr auf dein nächstes Release auf Light of Other Days.

Hove: Danke auch, hat mich gefreut.


Titelbild: Hove by Press