«Nur ein Genre wäre mir zu langweilig»
Marc Klein alias Marcism ist auf der Suche. Der DJ aus Zürich beschränkt sich nicht auf einen Stil, sondern bewegt sich zwischen verschiedenen Genres.
Diese Vielseitigkeit zahlt sich aus: Mittlerweile ist er auch oft im Ausland unterwegs. Im Interview mit BOOST spricht er über seine Einflüsse, seine geplante EP und weshalb er immer wieder in der bulgarischen Hauptstadt Sofia anzutreffen ist.
Marc, es kommt mir vor, als würdest du aktuell überall spielen: Zukunft, Widder Garage, Kauz, Hiltl Dachterrasse, Bellevue, Hive – hab ich etwas vergessen?
Die Longstreet Bar natürlich, da habe ich einmal im Monat meinen eigenen Abend.
Wie kommt es, dass du an so vielen unterschiedlichen Orten spielst?
Da liegt wohl daran, dass ich sehr vielseitig bin. Ich beschränke mich nicht auf einen bestimmten Stil. Viel lieber will ich alle Genres abdecken können, die mir Spass machen. Und das sind viele. Von klassischem 90er–Jahre-House über Italo-Disco bis hin zu Techno bringe ich alles mit. Das macht für mich auch den Reiz aus. Elektronische Musik ist so vielseitig. Wenn ich mich auf ein Genre beschränken müsste, wäre es mir wohl langweilig.
Man könnte dir auch vorwerfen, dass du zwar alles spielen kannst, aber nur halbherzig.
Wer mich einmal spielen gehört hat, merkt schnell, dass das Quatsch ist. Ich bin einer, der sich nicht nur oberflächlich mit Musik befasst. Egal, um welches Genre es sich handelt: Ich investiere unglaublich viel Zeit ins Diggen. Ob nun im Internet oder in Plattenläden. Ich suche jeden Tag mindestens eineinhalb Stunden nach Tracks. Häufig auch länger.
Hast du ein Genre, welches du am liebsten spielst?
90er-Jahre-House. Das geht immer und spielt eine essentielle Rolle in meinen Sets. Nichts bringt die Leute so zum Tanzen, wie die klassisch angehauchten House-Tracks.
Und was gefällt dir von den neueren Sachen?
Ich bin ein riesiger Kink–Fan, er ist ein genialer Produzent. Seine Tracks strotzen vor Energie und sind unglaublich gut produziert. Abgesehen davon gefallen mir aktuell viele Afro-House-Sachen wie Black Coffee aus Südafrika und MoBlack aus Italien. Auch die Jungs von Keinemusik lassen dieses Afro-Ding in ihre Tracks einfliessen, was ich sehr geil finde.
Du bist mittlerweile 31. Allerdings legst du noch gar nicht so lange auf.
Stimmt, als DJ bin ich erst seit etwa 2 ¾ Jahren aktiv. Allerdings habe ich schon als kleiner Junge House-Musik gefeiert: Angefangen hat es mit Kerri Chandler, David Morales und Dennis Ferrer. Später bin ich dann viel auf Partys gegangen und habe angefangen Tracks zu kaufen. Irgendwann bin ich dann zum Schluss gekommen, dass ich die Tracks eigentlich auch für andere Leute spielen könnte.
Immer öfter bis du auch im Ausland unterwegs: Belgrad, Freiburg, Moskau und regelmässig auch in Sofia. Wie kommt es dazu?
In Sofia bin ich oft, weil die Eltern meiner Freundin da wohnen. Dadurch habe ich irgendwann Leute kennengelernt, die Partys organisieren. In Moskau habe ich Bekanntschaften, weil ich selbst Russe bin. Ich finde es toll, ab und zu aus Zürich ausbrechen zu können. Besonders in Sofia gefällt es mir super. Die Szene ist im Aufbruch, es gibt immer mehr Partys und weil es kein Überangebot gibt, ist das Publikum noch richtig hungrig. Mein Glück ist es, dass ich sehr housig unterwegs bin, während an vielen Events in Sofia momentan noch fast nur Techno gespielt wird.
Was sind deine Pläne für die Zukunft?
Ich will unbedingt meine erste eigene EP releasen. Einen Track habe ich schon fertig, an zwei anderen arbeite ich noch. Produzieren ist bei mir ein sehr langer Prozess. Ich hoffe aber, dass ich das Ding bald fertigstellen kann. Und natürlich will ich mein Studium abschliessen. Das hat natürlich Vorrang.
Titelbild: Marcism by Press
Dieser Artikel wurde bei Boost und 45rpm.ch veröffentlicht. Die Party-Reihe Boost hat sich einen Namen mit spannenden Bookings fernab des Mainstreams gemacht. Crossposting ermöglicht es Beiträge verschiedenen Communities bereit zu stellen, um gemeinsame Interessen zu fördern.