«Stilbrüche gehören unbedingt dazu»

André Marvin, Boost Von Valentin Schneeberger am

Hinter dem Plattenlabel hommes du monde und 45rpm.ch stecken Dominik André und Steve Marvin aus Zürich. Sie haben sich Disco, Techno und Vinyl verschrieben.

Wer sich in der Deutschschweiz mit elektronischer Musik auseinandersetzt, dem dürften das Plattenlabel hommes du monde und der Musikblog 45rpm.ch ein Begriff sein. Dahinter stecken junge Vinyl-Liebhaber aus Zürich, die sich Disco, House und Techno verschrieben haben.

Dominik André und Steve Marvin sind als DJ-Duo André Marvin unterwegs.

Dominik André und Steve Marvin spielen in beiden Projekten eine tragende Rolle. Die beiden Freunde sind Blogger, Labelbetreiber und unter dem Alias André Marvin gemeinsam als DJ-Duo unterwegs. Im Interview mit BOOST erzählt Dominik, wie es ist, wenn sich zwei Musik-Nerds perfekt ergänzen.

Dominik, quasi für die Pilotfolge der BOOST haben wir damals Kevin alias Delakeyz für ein Live-Set nach St.Gallen eingeladen. Ihr habt später seine EP «Dancin Kid» auf Vinyl released. Wie ist das zustande gekommen?

Ich habe Kevin im Rahmen von 45rpm.ch zu seinen Projekten als Melodiesinfonie interviewt und ihn gefragt, ob Delakeyz im Tiefschlaf sei. Dadurch führte eins zum andern. Wir hatten die Idee eines eigenen Labels schon länger im Hinterkopf und er fand es schade, dass seine Produktionen bisher nie auf Vinyl erschienen sind. Die Situation hat einfach gepasst. Innerhalb weniger Wochen haben wir dann die EP rausgebracht. Das war die Geburtsstunde von hommes du monde.

Inzwischen habt ihr zusätzlich das Sublabel «Underground Soul» gegründet. Was hat es damit auf sich?

Underground Soul ist ein Label, welches wir mit Luca alias Azul Loose Ties betreiben. Die Differenzierung zwischen homme du monde und Underground Soul erfolgt allerdings nicht aus musikalischen Gründen. Wie Delakeyz produziert auch Azul Loose Ties sehr housig. Das Sublabel mit Luca haben wir gestartet, weil er als Teil des Teams besser mitbestimmen kann, was mit seiner Musik passiert.

Können wir demnächst mit neuen Releases rechnen?

Ja, und zwar schon sehr bald. Voraussichtlich im November erscheint eine neue EP auf hommes du monde und bis Ende des Jahres eine weitere von Luca auf Underground Soul. Letztere soll quasi als Teaser für ein Album dienen, welches irgendwann später erscheinen soll.

Stream: André Marvin for Dubsearch: Summer Fun Has Begun

Als André Marvin gibt es dich und Steve nun bereits seit zwei Jahren. Was hat den Ausschlag gegeben, dass ihr euch zusammengeschlossen habt?

Steve und ich sind auf einer Wellenlänge. Wir haben nicht nur denselben Geschmack was Musik betrifft, auch unsere Einstellung dazu, wie wir mit Musik umgehen und wie wir Musik konsumieren, ist sehr ähnlich.

Wie äussert sich das beim gemeinsamen Auflegen?

Mit niemandem harmoniere ich beim Auflegen besser als mit Steve. Wenn er sich für eine Platte entschieden hat, weiss ich just in dem Moment, was ich als nächstes spielen werde. Oft kann ich auch zwei, bis drei Platten vorausplanen.

Ich nehme an, auch der Spassfaktor spielt eine Rolle. Der ist ja beim gemeinsamen Auflegen oft auch höher.

Der Spassfaktor spielt eine Rolle, ist für mich persönlich aber nicht zentral. Ich bin ganz ehrlich: Mit Steve lege ich besser auf als alleine. Das hat wohl auch damit zu tun, dass wir uns oft gegenseitig herausfordern. Wir machen uns einen Spass daraus, einander fiese Tracks reinzudrücken, um zu schauen, wie der andere darauf reagiert. Natürlich nie auf Kosten der Qualität. Der Track muss von der Stimmung her schon passen.

Was meinst du mit «fiese Tracks»?

Tracks beispielsweise, die komplett ohne Hi-Hats oder Claps auskommen oder sogar arrhythmisch sind. Wir spielen ja hauptsächlich Vinyl. Da muss der andere dann schon schauen, wie er aus dieser Nummer wieder herauskommt. Wenn ich einen solchen Track  spiele, hat Steve immer ein Grinsen im Gesicht bevor er die Herausforderung annimmt.

So ein Bruch ist ja immer auch eine Gratwanderung. Entweder wird er vom Publikum mitgetragen oder aber die Tanzfläche leert sich.

Aktuell spielt Steve viel Disco und Afro-House und ich etwas technoider. Da sind solche Stilbrüche unvermeidlich und gehören auch unbedingt dazu. Für mich ist der richtige Moment entscheidend, ob etwas funktioniert oder nicht. Wenn ich einen solchen Bruch einplane, geht es meistens schief. Das muss spontan kommen. Und natürlich vertrauen wir auch darauf, dass sich das Publikum auf uns einlässt und versteht, weshalb wir plötzlich die Richtung ändern.


Titelbild: André Marvin by Fabian Brügger

Dieser Artikel wurde bei Boost und 45rpm.ch veröffentlicht. Die Party-Reihe Boost hat sich einen Namen mit   spannenden Bookings fernab des Mainstreams gemacht. Crossposting   ermöglicht es Beiträge verschiedenen Communities  bereit zu stellen, um   gemeinsame Interessen zu fördern.