Von Track-IDs und Tracklists
Bevor Shazam die Tanzflächen dieser Welt dominierte, musste man versuchen, einen Blick auf die Plattenlabels zu erhaschen. Doch schon damals sträubten sich die DJs gegen die Track-ID-Diebe.
Wer sich auf Twitter herumtreibt und gewissen Szenengrössen wie Lovefingers oder Trevor Jackson folgt, liest seit ungefähr 2 Wochen ständig Diskussionen über Track IDs. Wie stehst du zum Thema, würdest du die Namen deiner gefunden Schätze heraus geben?
Debattiert wird zurzeit angeregt im Netz, ob nun Track IDs herausgegeben werden sollen, wenn zum Beispiel auf Soundcloud in den Kommentaren oder im Club gefragt wird. Es ist die alte Diskussion zwischen DJs. Soll ich den Tracknamen der seltenen Platte welche ich auf dem Trödelmarkt gefunden habe kommentieren oder soll ich es ignorieren und für mich behalten?
«Die Leute können ja selber danach suchen», ist eine nicht unübliche Haltung. In Zeiten von Shazam und mixesdb.com wird den Künstlern die Frage schon oft abgenommen. Die Community formiert sich und findet dank Schwarmintelligenz schnell den gesuchten Titel und Interpret.
Selektion fremder Tracks
Aber es gibt immer die eine oder andere Platte, welche weder Shazam noch das Kollektiv finden kann. Das Verständnis für den DJ, der gewisse Schätze nicht bekannt geben möchte, ist zweifelsfrei vorhanden. Man möchte aber doch dagegen halten, dass es doch die Aufgabe des DJs ist, den Menschen Musik zu zeigen.
Die Aufgabe des DJs ist es, Platten zu finden, aneinanderzureihen und damit ein Publikum zum Tanzen zu bringen. Dabei darf derjenige nicht vergessen, dass der grösste Teil der gespielten Musik, nicht die von ihm produzierte ist. Aus Fairness dem Interpreten und Produzenten gegenüber müsste sich ein DJ dazu verpflichtet sehen, diese Information zugänglich zu machen.
Einige DJs gehen sogar so weit, dass sie finden, Tracklists gehören eigentlich zu jedem Mix dazu. Das würde einem die nervige Frage «Track ID anyone?» natürlich gleich ersparen. Trevor Jackson sagt dazu, dass er neue Tracknamen gerne hergibt, doch die alten obskuren Diamanten, für welche er sein Leben lang gediggt hat, möchte er nicht einfach weitergeben.
Cooper Saver antwortete, dass er es mag, wenn er nach seinem Set nach gewissen Platten gefragt wird. Er habe von Conor SF sogar Mal eine Platte geschenkt bekommen nach welcher er gefragt habe.
Die Frage, ob man nun teilt und die Information herausgibt, oder, ob man sie für sich behält, ist keine einfache. Für ein abschliessendes Fazit müsste die Frage durch eine Zweite erweitert werden. Denn die DJ-Community und die Track-ID-Diebe müssen herausfinden, wie sie mit der aktuellen Informationsflut des Internets umgehen will. Die DJ- und Vinyl-Collecting-Kultur ist heute mit einem Problem konfrontiert, das ihrer Grundstruktur widerspricht.
Beitragsbild: Cooper Saver by Press