Neuer Mix von Don Kashew
Don Kashew lebt inzwischen in Zürich. Als er vor vier Jahren an der ersten 45rpm.ch-Party gespielt hat, war Basel noch seine Heimat. Dies ist sein Mix.
Wie gehst du vor, wenn du einen Mix aufnimmst? Was ist dir besonders wichtig?
Da bin ich sehr planvoll. Ich habe ein Fach in meinem Plattengestell, in dem ich Songs sammle, die ich gerne in einen Mix zusammenbringen möchte. Das ergibt sich meist aus den Dingen, die mich gerade interessieren und meinen neuen Errungenschaften. Wenn ich dann mal etwas Zeit finde, mache ich eine Auslegeordnung und jame immer mal wieder mit den Platten rum. So finde ich heraus, wie ich die Songs am besten aneinanderreihen kann, welche Geschichte ich erzählen möchte. Danach teste ich meist auch Stück für Stück, wie und an welcher Stelle ich die Songs aneinanderfügen kann. Irgendwann ist es soweit, dass ich mit meiner Zusammenstellung zufrieden bin und dann nehme ich den Mix auf.
Gibt es eine Musikrichtung, die du pauschal ablehnst?
Eigentlich nicht. Beim suchen nach neuer Musik versuche ich immer möglichst offen zu bleiben. Ob Schlager, Mundartrock oder vielleicht doch mal ein Psytrancestück, es gibt noch viel zu entdecken. Natürlich erwische ich mich aber schon ab und zu dabei, dass ich pauschalisierend bestimmte Musik in einen Topf werfe. Das ist meiner Meinung nach immer die Gefahr, wenn man sich intensiv mit etwas Beschäftigt. Jedoch bin ich der festen Überzeugung, dass es in jedem Stil ausserordentliche Musik zu finden gibt, die manchmal nur die richtige Zeit und den richtigen Ort finden muss. Es geht immer um den Kontext, in der Musik gespielt wird. Für mich persönlich ist halt meist Musik, die sich sehr formelhaft einem gewissen Stil hingibt etwas weniger interessant. Obwohl ich auch da immer versuche, offen zu bleiben.
Du bist von Basel nach Zürich gezogen. Wie unterscheiden sich die Städte? Was könnten sie voneinander lernen?
Eigentlich gar nicht mal so sehr. Verglichen mit Zürich scheinen mir in Basel, weil es doch auch ein ziemliches Stück kleiner ist, die Szenegrenze etwas weniger scharf zu sein. Es gibt viele kleine Bars, in denen nicht einfach ein Stil zu Hause ist und die durch ihre relativ kleine Grösse viele Experimente erlauben. Da darf es auch mal holpern. Klar gibt es solche Orte auch in Zürich, ich muss sie wohl einfach entdecken. Zu den Flaggschiffen der Basler Clubszene Nordstern oder Elysia kann ich euch leider nicht viel erzählen, dort war ich sehr selten unterwegs. Wenn ich mir aber das Line-Up so ansehe, können sie auf alle Fälle mit Zürich mithalten. Bei Vergleich der beiden Städte dürfte die Qualität der Döner wohl der zentralste Punkt sein. Die Döner in Basel sind einfach um längen besser!
Mit welchem Jahrzehnt kannst du dich musikalisch am besten identifizieren? Warum?
Das sind ganz klar, die 80er-Jahre, sie machen den grössten Teil meiner Sammlung aus. Das hat wohl mit meiner musikalischen Sozialisation zu tun. Als Teenager war für mich Punk Stunde Null und von da an begann ich, alles, was darauf folgte, zu entdecken. Irgendwie war aber in den 80er-Jahren auch viel möglich, Stile haben sich aufgeweicht und vermischt. Klare Stilbezeichnungen wurden immer schwieriger und viele lokale Kleinst-Szenen bildeten sich. Grenzbereiche, die man nur schwer einordnen kann, das interessiert mich.
Findest du dass Musiksuche durch das Internet schwieriger, oder einfacher geworden ist?
Hmmm ganz ehrlich gesagt kenne ich die Musiksuche ohne Internet kaum. Ich bin mit Filesharing gross geworden. Ich glaube, bei meinen Eltern zu Hause liegen noch so einige gebrannte CDs rum. Klar kam man früher wesentlich schlechter an Informationen zu Musik als in Zeiten von Blogs und Discogs. Deshalb kaufte ich mir Musikzeitschriften oder las auch Bücher. Das Buch „Please Kill Me“ war für mich z.B. ganz wichtig. Eine gute Quelle waren zudem auch immer Skateboardvideos, deren Soundtracks ich quasi aufsaugte. Heute ist das schon etwas einfacher. Man kann aber auch die Fülle der ständigen (Wieder-)Veröffentlichen kaum verarbeiten. Dazu müsste man das schon professionell machen. Deshalb schätze ich den Besuch von Plattenläden auch sehr, weil man da unerwartete Entdeckungen ausserhalb der gehypten Platten im Hochpreissegment auf Discogs machen kann. Insofern hat sich also wahrscheinlich gar nicht mal so viel verändert.
Beitragsbild: Don Kashew by Timo Ullmann