«Ich bin keine Rampensau»

Lexx, Lexx Music Von Steve am

Im Juni erschien das Album Cosmic Shift von Lexx auf dem Label Phantom Island. Wir haben Lexx getroffen und er erzählt, warum das Album so heisst und wie es zustande kam.  

Lexx macht sich schon seit geraumer Zeit einen Namen, sei es Ende der 90 Jahre als Rapper oder heute als DJ, Produzent und Connaisseur. Mit Tracks und Remixes auf Permanent Vacation, Claremont 56 und Phantom Island, welches er mit Michael Büchel (Kejeblos), Tobias Schweizer (Foster, Fuga Ronto) und Ron Shiller (Fuga Ronto) bertreibt, bringt er uns immer wieder Klassiker auf die Plattenteller.

Am 22. Juni dieses Jahr erschien nach langer Arbeit sein Album Cosmic Shift, welches mich durch den Sommer begleitet hat und auch weiterhin begleiten wird. Ich habe Lexx im Sommer in der Bäckeranlage in Zürich getroffen und ihm einige Fragen zum Album, seiner Person und dem Label gestellt.

Lexx im Kasheme in Zürich

Das ist dein erstes Album und auch das erste, dass du über dein Label Phantom Island herausbringst?

Lexx: Nicht ganz, ich habe im Jahr 2002 ein Album gemacht, aber das war noch unter dem Namen Lexxodus. Ein Album als Lexx gab es noch nicht. Es ist als eigentlich das Zweite aber auch das Erste Album. Irgendwie beides.

Das Album erscheint auf deinem eigenen Label, das du mit Kejeblos, Foster und Ron Shiller betreibst und da macht ihr bekanntlich fast alles selber. Wie war der Prozess bei deinem Album?

Lexx: Labeltechnisch habe ich bei diesem Projekt das meiste selber gemacht. Kejeblos hat mich stets tatkräfftig unterstützt. Wir sind mitlerweilen ein gut eingespieltes Team.

Was hat es mit dem Namen «Cosmic Shift» auf sich?

Lexx: Vom Zeitpunkt an dem ich mich entschied ein Album zu machen bis jetzt hat sich in meinem privaten Leben sehr viel verändert. Ich habe diverse Shifts durchlebt. Aber es ist auch gerade eine Zeit in der allgemein vieles im Umbruch ist. Im Bewusstsein der Menschen findet langsam ein Umdenken statt. Und das habe ich dann auf den Kosmos bezogen.

Macht Sinn! Du hast bereits einige Projekte mit Woolfy gemacht. Auf dem Album gibt es auch eine Kollaboration mit Harriet Brown aus LA. Wie ist es dazu gekommen? Die beiden wohnen ja nicht gerade um die Ecke.

Lexx: Woolfy kenn ich schon länger. Das müsste ca. 2012 gewesen sein als er mit der Band auf Tour war und sie einen Offday hatten in Zürich. Da wir uns direkt gut verstanden gingen wir uns Studio. Diese Kollaboration erschien allerdings bereits unter dem Namen Turning Tides, mein gemeinsames Projekt mit Fu (Reto Gaffuri).

Harriet Brown ist eine Connection, welche über Apiento, also Paul Byrne, entstanden ist. Dieser Track ist eigentlich der einzige auf dem Album, welcher Musikalisch auch von der Komposition eine volle Kollaboration ist. Wir haben den Song in London gemacht, als ich während einem Monat bei Paul zu Besuch war. Durch ihn ist jetzt auf der Album Version auch Andrew Hale drauf, welcher schon ewig der Keyboarder von Sade ist.

Auch Kevin Wettstein spielte bei 2 Songs mit. So viel ich von ihm weiss arbeitet ihr oft zusammen. Wird es Mal ein Lexx und Melodiesinfonie Release geben oder habt ihr vor allem an euren Alben gearbeitet?

Lexx: Das lustige ist wir haben nie wirklich zusammen Musik gemacht. Wir haben uns im Prozess von seinem Album einfach oft getroffen. Ich war mehr ein Guide oder Mentor und gab ihm Tipps. Aber wir haben nie zusammen Tracks arrangiert oder produziert. Das war auch so bei meinem Album.

Beim Track zusammen mit Asé welche ich durch ihn kennenlernte, spielt er am Schluss noch die zusätzlichen Drums. Und auf den anderen spielt er Flöte.

Dein Album schwebt irgendwo zwischen Dub, Soul und Pop. Einen “clubbigen” Track hat es nicht auf dem Album. War das eine bewusste Entscheidung?

Lexx: Dazu muss ich sagen, wenn ich zu Hause bin wo auch die meisten meiner Songideen entstehen, bin eigentlich eher der relaxte Typ. Dort bin ich dann auch eher selten in einer Klubstimmung. Für mich ist es mehr Musik welche man zuhause, im Auto, unterwegs, am Strand, am Fluss und am See hören kann.

Mein Ziel war es ein Album zu machen, welches ich zuhause gerne höre und mir eine angenehme Stimmung gibt. Was ich gerne selber fühle, ein listening Album.

Das Cover zur Platte, designed by Eva Van Jensen (vanjensen.jp)

Gehen wir Mal weg vom Album. Bei deinen Mixes wie dem Mellowrap Tape oder diejenigen für Testpressing ist es ähnlich. Da spielst du ebenfalls Musik für Zuhause, am Strand etc. Wie ist deine herangehensweise wenn du so einen Mix aufnimmst?

Lexx: Ich würde jetzt Mal behaupten ich bin ein ziemlich kritischer Mensch was die Selektion betrifft. Das Musik bei mir längerfristig hängen bleibt ist ein langes Auswahlverfahren, bei welchem ich jetzt nicht genau sagen kann auf was ich achte. Bei Mixes bin ich relativ streng. Speziell bei Mixes.

Ich erstelle über mehrere Monate Playlists oder einen Ordner mit Stücken bei welchen ich das Gefühl habe, dass ich sie in einen Kontext bringen kann.

Danke für die Tipps! Zurück zu deinen Anfängen im Musikkuchen in Zürich. Wie kam es dazu dass du damals das Mikrofon durch Plattenspieler und Mixer ersetzt hast?

Lexx: Platten waren bestimmt lange bevor ich das Mikrofon in die Hand nahm ein Thema. Die Ersten Platten, 7 Inches, habe ich mir Anfang der 80er Jahre gekauft. Vor dem rappen produzierte ich Beats. Um Beats produzieren zu können, musste ich diggen. Damals war es wirklich “digging in the crates”, immer auf der Suche nach Breaks und Samples.

Mit dem effektiven Auflegen begann ich durch das Zusammenstellen von Mixtapes. Dadurch liebäugelte ich immer mehr mit DJing. Als Rapper bist du ziemlich exponiert und gibst viel von dir preis. Irgendwann merkte ich, dass sich das mit meinem Charakter nicht ganz vereinbaren lässt. Ich bin keine Rampensau. Das habe ich vor allem gemerkt als ich mit Bligg auf Tour war. Ich wusste damals auch nicht was da auf einen zukommt.

Du bist mit 22 Jahren nach Zürich gekommen. Wie hat sich die Stadt seit da verändert?‌‌

Lexx: Was mir hier gleich einfällt ist, dass die Stadt damals sicher liberaler und nicht so restriktiv in Sachen Partys war. Ich glaube der Ganze Platzspitz Schock sass tief im Nacken der Stadt und als das Problem dann endlich gelöst war, wurde es liberaler. Wir konnten zum Beispiel auf der Saffa Insel Partys feiern mit einem VW Bus bis morgens um 6 Uhr. Oder auch gleich hier vorne beim City Hallenbad beim Flüssli haben wir das DJ Setup auf einem Pallet aufgebaut, das war an einem Freitag oder Samstag Abend mit etwa 100 - 200 Leuten. Die Polizei kam dann vorbei und meinte was wir hier machen und wir sollen einfach aufpassen. Aber sie liessen uns machen.

Das wäre heute unvorstellbar! Was steht bei dir oder dem Label an in nächster Zeit? Habt ihr bereits weitere Pläne?‌‌

Lexx: Bald kommt eine neue EP von Fuga Ronto und Wavetest arbeitet an neuen Stücken aber das ist noch etwas lose und wird noch dauern.

Apropos Platten, wie viele Platten stehen bei dir zuhause im Regal?‌‌

Lexx: Nur noch etwa 300. Ich habe mich von vielem getrennt und pflege eher einen minimalistischen Approach zu materiellen Gütern. Ich versuche mich immer auf die Essenz zu konzentrieren. ‌‌Ich kaufe aber noch regelmässig Platten. Die sind einfach in einer ständigen Rotation, sie kommen und gehen.

Kommt das mit den Jahren dass man sich von Platten trennen kann?‌‌

Lexx: Ich glaube das ist vor allem eine grundsätzliche Einstellung zum Leben. Das würde eine ganze philosophische Diskussion mit sich führen wenn wir dem Thema ganz auf den Grund gehen wollen. Es hat mir der Vergänglichkeit, dem loslassen, es hat mit Sachen nicht wirklich besitzen können zu tun. Oder den Anspruch zu haben, Sachen zu besitzen.

Man kann die Songs ja auch digital kaufen.

Lexx: Genau, darum kaufe ich vieles was ich im Club spiele auf Bandcamp. Da muss man nicht draufzahlen für andere Formate und man kann immer wieder herunterladen was man bereits gekauft hat.

Ein Mix für NTS Radio von Lexx, in welchem er viele Stücke gespielt hatte welche als Inspiration für sein Album dienten.

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